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Beitrag von IRAS COTIS, Präsidium und Vorstandsausschuss | 20. Dezember 2023
Nachdem ein Medienbericht innerhalb der Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft der Schweiz IRAS COTIS einen Konflikt ausgelöst hatte, haben die Beteiligten sich im Rahmen einer Mediation ausgesprochen. Damit konnten die Voraussetzungen für die Weiterführung des interreligiösen Dialogs geschaffen werden.
IRAS COTIS, die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz, ist ein nationales Netzwerk, das den Austausch, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund pflegt und fördert. Die Organisation setzt sich seit 1972 dafür ein, dass Vorurteile und Ängste abgebaut werden und so ein Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz geleistet werden kann.
Der Terrorakt der Hamas vom 7. Oktober 2023 und die darauffolgende militärische Eskalation belasten den interreligiösen Dialog auch in der Schweiz stark. Da alltagssprachlich und auch in den Medien die Unterscheidung zwischen staatlichem Handeln, Staatszugehörigkeit und Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oft verwischt wird, mussten Menschen mit jüdischem und muslimischem Glauben in den letzten Wochen die schmerzliche Erfahrung machen, dass sie in ihrer persönlichen Integrität bedroht oder gar verletzt worden sind. IRAS COTIS beobachtet diese Entwicklung mit Sorge.
Ein durch Medienberichte öffentlich gewordener Konflikt hat den Vorstandsauschuss veranlasst, sich im Rahmen einer Mediation auszusprechen, Ängste und traumatische Erfahrungen noch besser zu verstehen und konfliktive Themen einvernehmlich zu klären. Angesichts der persönlich äusserst belastenden Umstände, mit denen sich zurzeit insbesondere die Mitglieder jüdischen und muslimischen Glaubens auch in der Schweiz konfrontiert sehen, bekräftigt IRAS COTIS die Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs.
Der Vorstandsauschuss von IRAS COTIS verurteilt Juden- und Muslimfeindschaft, die in den letzten Wochen auch in der Schweiz vermehrt vorgekommen sind, schärfstens. Politik und Zivilgesellschaft sind dazu verpflichtet, Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus zu unterbinden und zu ahnden.
Rifa’at Lenzin verurteilt den terroristischen Anschlag der Hamas vom 7. Oktober 2023. «Nichts rechtfertigt die Ermordung von Menschen aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit.» Sie verurteilt aber auch das Ausmass der militärischen Eskalation, die zahlreiche unschuldige Opfer fordert. Für sie ist es gerade in der jetzigen Zeit wichtig, dass das Existenzrecht des Staates Israel nicht in Frage gestellt wird und dass die Rechte des palästinensischen Volks gewahrt bleiben. Seit Jahren setzt sie sich dafür ein, dass jede Form von Juden- und Muslimfeindschaft verurteilt wird. Die bei Menschen mit jüdischem oder muslimischem Glauben wahrnehmbaren Retraumatisierungen bereiten ihr grosse Sorge. Vergleiche jüngerer Ereignisse mit dem Holocaust lehnt sie entschieden ab, unabhängig davon, wer sie anstellt und worauf sie sich beziehen. Ihr ist es ein grosses Anliegen, dass die jüdischen Organisationen bei IRAS COTIS weiterhin vertreten sind und dass Mitglieder jüdischen und muslimischen Glaubens, zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften, im Dialog bleiben. In den letzten Wochen stand dieser Dialog auf dem Spiel. Umso mehr steht sie als Präsidentin von IRAS COTIS für die Weiterführung des Dialogs ein und hofft, dass ein gemeinsamer Weg des gegenseitigen Verstehens und Vertrauens möglich bleibt.
Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG und Mitglied des Vorstandsausschusses von IRAS COTIS, hat Kenntnis von einer besorgniserregenden Zahl bedrohlicher Anfeindungen gegenüber jüdischen Menschen in der Schweiz aufgrund der jüngsten Ereignisse. Umso wichtiger ist es ihm, im interreligiösen Umfeld Verständnis für die aktuelle Situation der Jüdinnen und Juden in der Schweiz zu erfahren. Die Aussprache im Vorstandsausschuss erlaubte es, die unterschiedlichen Positionen zu diskutieren und so die Irritationen, die zwischenzeitlich seine Mitgliedschaft im Vorstandsausschuss von IRAS COTIS wie auch die Beteiligung von jüdischen Organisationen bei IRAS COTIS infrage stellten, zu klären. Jonathan Kreutner ist froh, dass dank der mediativ begleiteten Aussprache der interreligiöse Dialog in der Schweiz gerade jetzt, da viele Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens belastet sind und sich oft auch bedroht fühlen, möglich bleibt: Er betont, dass «die Verurteilung des Handelns der Hamas und jeder Form von Juden- und Muslimfeindschaft durch die Präsidentin und den Verein IRAS COTIS die Voraussetzungen für eine Weiterführung der Mitarbeit jüdischer Organisationen bei IRAS COTIS geschaffen hat.» Zusammen mit der Präsidentin und den anderen Vorstandsmitgliedern von IRAS COTIS wird er sich dafür einsetzen, dass die interreligiöse Arbeit auch in Zukunft das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Religionsgemeinschaften in der Schweiz fördert.
Der Vorstandsausschuss spricht der Präsidentin von IRAS COTIS, Rifa’at Lenzin, die im Fokus der medialen Berichterstattung stand, sein Vertrauen aus und anerkennt ihre grosse Leistung für die interreligiöse Verständigung. IRAS COTIS weiss um den Wert des in den letzten Jahrzehnten aufgebauten Vertrauens, schützt dieses hohe Gut und wird alles daran setzen, dass alle Glaubensgemeinschaften, einschliesslich der jüdischen und muslimischen, den gemeinsam beschrittenen Weg weitergehen. Der interreligiöse Dialog wird von IRAS COTIS mit Überzeugung fortgesetzt.
ÜBER UNS
IRAS COTIS: Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz
Die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz IRAS COTIS ist ein nationales Netzwerk und bezweckt, den Austausch, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit unterschiedlichem religiösem und kulturellem Hintergrund zu fördern, Vorurteile und Ängste abzubauen und so zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz beizutragen.
Diese Zielsetzung erreicht IRAS COTIS durch interreligiöse Projekte in den Bereichen Bildung, Begegnung und Vernetzung.
IRAS COTIS ist vor 31 Jahren als Verein gegründet worden, die Mitglieder sind rund 80 Religionsgemeinschaften und Organisationen, die sich für den interreligiösen Dialog engagieren – u.a. aus den Gemeinschaften der Aleviten, Baha’i, Buddhisten, Christen, Hindu, Juden, Muslime und Sikhs.